Der Mensch ist ein begrenztes und begehrendes Wesen, das sich an anderen Menschen orientiert, um seinen Seinsmangel auszugleichen. Dass das Kollektiv dabei eine ungeheure Macht hat, den Menschen auf subtile Art und Weise fur seine Zwecke zu bearbeiten, wird dabei schlechterdings ubersehen. Der antike Denker Platon spricht in diesem Zusammenhang von einem "gro?en Tier", dem das Kollektiv in seiner Daseinsart ahnelt und das den Menschen in seinen Klauen gefangen halt. Der judischen Philosophin Simone Weil, die jene platonischen Uberlegungen aufgreift und dekonstruiert, gelingt es, eine - fur das 20. Jahrhundert nicht unbedeutende - gesellschaftspolitische These aufzustellen. Der Mensch orientiert sich unweigerlich an einem Gegenuber, das fur Weil entweder ein transzendentes oder ein immanentes Gegenuber sein muss - entweder Gott oder Gotze. Die Auswirkungen konnen in letzterem Fall grausam, gar fatal sein. Doch wie kann es dem Menschen gelingen, sich aus den Fangen des gro?en Tiers zu...